" Hoasgsottene " rustikal royal
Essen wie damals – heute lade ich euch zu einer kulinarischen Zeitreise ein. Wir widmen uns dem kleinen, aber wichtigen, zeitlosen und unsterblichen Multitalent - einer Knolle voll Gesundheit - den Erdäpfeln.
Früher galten Kartoffeln als „Armeleutessen“, heute haben sie die Herzen verwöhnter Feinschmecker erobert. Durch ihre Sortenvielfalt sind sie aus der modernen Küche nicht mehr wegzudenken und bieten viele Möglichkeiten für köstliche, aber auch fantasievolle Kreationen, von Suppen bis zu zarten Desserts. Für jeden Geschmack findet sich die passende Kombination – ob mit Gemüse, Fleisch, Fisch oder Obst, ob sauer oder süß.
Die tolle Knolle gelangte vor fast 500 Jahren mit den Schätzen der Seefahrer von Südamerika über den Ozean nach Europa. Anfangs wurden sie nur als hübsche Zierpflanzen für den Garten genutzt. Erst Maria Theresia verpflichtete die Bauern, Kartoffeln anzubauen, da sie ihren Wert bei der Bekämpfung von Hungersnöten erkannte. Ihren endgültigen Durchbruch schaffte die Knolle im bayrischen Erbfolgekrieg zwischen Preußen und Österreich, der eben besser als „Kartoffelkrieg“ bekannt ist. Damit war der Siegeszug der Kartoffel zum Grundnahrungsmittel eingeleitet.
Und so sind sie nun rund um die Welt zu finden: nicht nur in der deutschen, österreichischen und slowakischen Küche, auch z.B. in Italien als Gnocchi, in Britannien als Fish´n´Chips und im russischen Vodka spielen sie die Hauptrolle und zeigen uns somit, dass sie von schnell und einfach bis ausgefallen und besonders, so ziemlich alles draufhaben.
Über 5000 Sorten gibt es weltweit. Mit wunderschönen Namen wie Linda, Ditta, Belana, Leyla. Extravagant geformt wie Bamberger Hörnchen oder La Ratte, mal mit roter oder violetter Schale wie „die Rote Emmelie“ oder „die blaufleischige Violetta“ und auch die Süßkartoffel hat ihre Fans. Übrigens die „La Bonotte“ ist die teuerste Kartoffel der Welt. Sie stammt von der französischen Atlantikinsel Noirmoutier. Feinschmecker zahlen bis zu 500 Euro für ein einziges Kilo dieser kostbaren Knolle.
Ja, ja die Wunderknolle ist für alles zu haben, ob Pell- oder Salzkartoffeln, roh, gegart, gebraten, frittiert, gebacken oder püriert. Die internationale Küche liebt sie und wir, wir lieben sie auch. Aber nicht nur deshalb, sondern auch wegen ihrer inneren Werte. Denn prall gefüllt mit Vitamin C und Kalium bietet die Kartoffel lebenswichtige Inhaltstoffe für den Körper. Bereits drei Kartoffeln decken die Hälfte des täglichen Vitamins C Bedarfs. Zudem bestehen die Kartoffeln aus ca. 80% Wasser.
Es ist traurig aber wahr:
Industrielle Fertigprodukte und Fastfood haben leider unsere Küchen erobert. Mikrowellen-Türe auf, Fertigprodukt rein,Türe wieder zu - das verlockt einige. Viele Menschen haben scheinbar keine Zeit mehr zum Kochen oder um gemeinsam an einem Tisch zu speisen. Falls ja, dann muss jeder einzelne noch mit Handy am Tisch sitzen, um in seiner eigenen virtuellen Welt zu versinken. Gleichzeitig aber sehnen wir uns nach authentischen Gerichten aus gesunden Zutaten, ein Wiederspruch in sich.
Dabei gibt es so viele köstliche Rezepte, auch aus Oma´s Zeiten, welche langsam in Vergessenheit geraten – weil es nicht mehr als „super cooles Essen“ angesehen wird, obwohl die Zubereitung manchmal nicht länger dauert, als das „Kochen“ einer Tiefkühlpizza.
Heute widmen wir uns der alltäglichen Kochkunst, die mit einfachsten Mitteln, erschwinglichen Zutaten und ohne großen Zeitaufwand Köstlichkeiten der feinsten Sorte kreiert, mit dem Qualitätssiegel Oma und den unbezahlbaren Luxus des Einfachen. Mit so rustikalen Pellkartoffeln, jedoch mit einem gewissen royalem Hauch, kann man abends Gäste verwöhnen, ohne dass man dafür schon ab dem frühen Nachmittag in der Küche stehen muss. Unkompliziert und einfach - man braucht nur ein bisschen Kreativität beim Servieren. Schlichte Einfachheit welche besticht und ein echter Genuss auf natürliche Art.
Ich hatte kein Problem, diese „Hoasgsottenen“ (Schölfeler oder Pellkartoffel) auch einen Millionär zu servieren. Der Luxus der Speisen beginnt nämlich bei der Unverfälschtheit des Produktes, sei es bei Obst, bei Gemüse oder bei Fleisch. Die Zugabe von Phantasie und Liebe vollendet die Einfachheit zu einem wahren Kunstwerk. Wenn man es versteht, sich anzupassen, können die einfachsten Speisen zu wahren Delikatessen werden – welche auch einem hauben-verwöhntem Millionär munden. Einfachheit überstrahlt den Luxus – er selber hat sich sehr gefreut und hat mir erzählt, dass dies das erste Mal sei, wo ihn jemand nur als bloßer Mensch wahr nimmt, der auch die Einfachheit schätzt. Ein einfaches aber herrliches Essen, leider in der Gastronomie so gut wie nicht zu bekommen.
Ich persönlich liebe diese einfache und schnelle Speise. Ich bin schon von klein auf mit Kartoffeln aufgewachsen. Jedes Mal, wenn ich sie zubereite, erinnert es mich an mein Zuhause: an die Abende mit Papa, wo wir die Kartoffeln gekocht haben und einfach nur mit Salz gewürzt, manchmal (ich sehr oft) einfach nur in Butter getaucht, genossen haben, auf die schönen Zeiten bei meinen Großeltern. Natürlich war es auch ein echtes Schmankerl auf unserer Hütte in der Slowakei. Dazu werde ich euch in meinem Reiseblog mehr dazu berichten. Dann bin ich in die große weite Welt ausgezogen und in vielen verschiedenen Städten, mit verschiedensten Menschen in Berührung gekommen und die Kartoffeln sind irgendwie aus meiner Speisekarte verschwunden. Ich erinnere mich noch gut, als mein Exverlobter mich darauf angesprochen hat, ob ich nicht einfach mal normal essen könnte. Eis zum Frühstück und Kartoffeln mit ungeheuer viel Butter und Salz – das war damals doch für mich normal, trotz meines Gewichtes von 43 kg und meiner Null-Sport Diät. Für ihn und seine Freunde einfach unerklärlich. Also habe ich begonnen, meine Ernährung meinem Umfeld anzupassen und die Kartoffel ist verschwunden.
Aber Gott sei Dank sind diese Zeiten hinter mir. Nun stehe ich zu mir, zu meiner Lebenseinstellung und zu meiner Lebensweise. Ich bin froh drum, mich nicht mehr für andere verbiegen zu müssen und genau darum kann ich auch diesen Leckerbissen mit jedem teilen – jetzt auch mit euch.
Vor allem auch mit meinen lieben Nachbarn, den Bauern, von denen wir derzeit diese hochwertige Knolle in reinster BIO-Qualität beziehen können.
So jetzt habe ich genug erzählt, jetzt zeige ich dir, wie man diese traditionelle Hausmannskost, die es schon bei meinen den Großeltern gab, zubereitet:
Bitte das Rezept nach eigenen Geschmacksvorlieben einfach variieren und natürlich die Kartoffelmenge nach Personen Anzahl abwandeln. Ich habe viele Sachen aus meinem eigenen Garten benutzt und vor allem das, was gerade so mein Kühlschrank hergeben hat. Zum Trinken aber schmeckt am besten Buttermilch oder Sauermilch dazu.
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So habe ich es gemacht:
Wenn du Pellkartoffeln kochst, bleibt die Schale dran ( so bleiben auch mehr Vitamine erhalten) –
du kannst sie sogar, so wie ich, mit der Schale essen.
Kartoffeln samt der Haut vor dem Kochen gründlich waschen ( z.B. mit der rauen Seite eines Schwamms)Gesäuberte Erdapfel in einen Kochtopf geben, mit kaltem Wasser übergießen, bis sie knapp bedeckt sind.
Etwas salzen, Lorbeerblatt und Kümmel dazugeben. Aufkochen und zugedeckt ca. 20-30 Minuten garen.Während die "Hoasgsottenen" kochen, kannst du schon den Kräuterdip vorbereiten.
Zuerst die Speckwürfel anbraten und beiseitelegen. Zwiebel und Knoblauch schälen, feinhacken, in eine Schale geben und mit heißem Wasser übergießen – ca .5 Minuten ziehen lassen ( das mache ich damit, die Schärfe nicht so intensiv ist – ist aber Geschmackssache).
Kräuter waschen, trockentupfen und feinhacken. Den Sauerrahm und den Quark glatt rühren, Speck, Kräuter und Gewürze wie Salz, Pfeffer, Muskatnuss unterheben. Zwiebel und Knoblauch abseihen und auch daruntermischen.
Alles zusammen im Kühlschrank ziehen lassen bis die Kartoffeln fertig sind.Du kannst inzwischen auch ein schönes Holzbrett anrichten - mit Käse, Radieschen, Salami und was dir noch so schmeckt.
Mache zwischendurch bei Kartoffeln immer die Garprobe:
Stich mit einem Messer in die Kartoffeln. Wenn sie wie Butter runterrutschen, sind sie fertig. Danach das Wasser über dem Waschbecken abgießen.
Jetzt kann das Pellen beginnen!
Das geht am einfachsten, wenn die Kartoffeln noch warm sind. Einfach mit einer Gabel oder, wer genug Hornhaut auf dem Fingern hat, festhalten und die Schale mit einem kleinen Küchenmesser abziehen. Nach Belieben mit Butter, Salz, Speck oder Kräuterdip schlemmen!
Das war mein Rezept für das kleine Glück!
Ich wünsche Euch guten Appetit und lasst es mich unbedingt wissen, wie es euch geschmeckt hat !
Schreibt mir auch, auf welche andere Art ihr die Kartoffeln zubereitet.
Liebe Grüße eure Lucina
Kommentare
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Liebe Grüße